Erinnerung an von der NSU-Terrorzelle ermordete Münchner Mitbürger Gedenktafeln für Habil Kiliç und Theodoros Boulgarides
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Erinnerung an von der NSU-Terrorzelle ermordete Münchner Mitbürger
Gedenktafeln für Habil Kiliç und Theodoros Boulgarides
Sie waren das vierte und siebte Opfer einer entsetzlichen Mordserie, die vom 11. September 2000 bis zum 25. April 2007 begangen wurde und eine Blutspur durch ganz Deutschland zog: Am 29. August 2001 war Habil Kiliç in seinem Obst- und Gemüsegeschäft an der Bad-Schachener-Straße erschossen worden, am 15. Juni 2005 Theodoros Boulgarides in seinem Schlüsseldienstladen an der Trappentreustraße. Am 8. November gedachte München seinen beiden von Neonazis ermordeten Mitbürgern. Im Beisein von Angehörigen sowie zahlreichen politischen Vertretern von Stadt, Land und Bund enthüllten Bürgermeisterin Christine Strobl und Georg Eisenreich, Staatssekretär im Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, an den Tatorten in Ramersdorf und auf der Schwanthalerhöhe zwei Gedenktafeln.
Insgesamt waren zehn Menschen Opfer rechtsextremistischer Gewaltverbrecher geworden: neun Migranten – davon acht Bürger türkischer und einer griechischer Herkunft – sowie eine Polizeibeamtin. Die mörderische Terrorzelle des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ flog jedoch erst im Herbst 2011 auf.
„So unfassbar diese Serie mörderischer Bluttaten ist, so unbegreiflich ist erst recht auch, wie es sein konnte, dass die Täter über zehn Jahre lang unentdeckt blieben“, sagte Bürgermeisterin Christine Strobl anlässlich der Enthüllung der Gedenktafeln. Bei den Ermittlungen sei nie ein rechtsextremistischer Hintergrund in Erwägung gezogen worden, stattdessen seien die Opfer und ihre Familien ins Fadenkreuz falscher Verdächtigungen geraten. „Was den trauernden Hinterbliebenen dadurch an zusätzlichem Leidensdruck und Verletzungen zugefügt wurde, ist beschämend und hat das Vertrauen in den Rechtsstaat erschüttert“, erklärte Strobl. Mit den beiden Gedenktafeln solle nun nicht nur ein Zeichen des ehrenden Gedenkens an die Opfer gesetzt werden, sondern auch eines zur Rehabilitierung ihrer Familien. Zugleich rief Strobl zum gesellschaftlichen Zusammenhalt gegen rechtsextremistische Gewalt, Hasspropaganda und gegen jeglichen Rechtspopulismus auf, damit München eine Stadt des friedlichen und solidarischen interkulturellen und interreligiösen Miteinanders bleibe.
Staatssekretär Georg Eisenreich, der als Vertreter der Bayerischen Staatsregierung an der Enthüllung teilnahm, betonte, dass der Freistaat alles daran setze, die Verbrechen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ lückenlos aufzuklären. „Mit den Gedenktafeln bleiben unsere Mitbürger, die einem sinnlosen und brutalen Verbrechen zum Opfer gefallen sind, in der Erinnerung unserer Stadt lebendig. Es ist eine schmerzliche Erinnerung.“ Zugleich seien die Tafeln „ein Mahnmal für jede Bürgerin und jeden Bürger, Verbrechen aus einer menschenverachtenden Ideologie heraus nie wieder zuzulassen“.
Die Gedenktafeln an den beiden Münchner Tatorten tragen neben den Namen aller Opfer der Mordserie die gemeinsam abgefasste Erklärung aller sieben von der Neonazi-Mordserie betroffenen Städte Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund, Kassel und Heilbronn: „Neonazistische Verbrecher haben zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen in sieben deutschen Städten ermordet: Neun Mitbürger, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat fanden, und eine Polizistin. Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!“
Bei der Enthüllung der Gedenktafel für den ermordeten Habil Kiliç, der Opfer der NSU-Mordserie wurde: Bürgermeisterin Christine Strobl zusammen mit der Witwe Pinar Kiliç (rechts). Foto: Presseamt München/ Michael Nagy
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